Eine Person in einer grünen Landschaft von hinten in einem petrolfarbenen T-Shirt mit dem Aufdruck "Greater Côa Valley Portugal".

Engagement für eine wildere Welt

Das Modell Perto ist ein Herbst/Winter-Wildling mit einer besonderen Geschichte. Es verdankt seine Entstehung der Zusammenarbeit von Wildling und Rewilding Portugal. Durch diese Kooperation konnte eine lokale Wertschöpfungskette aufgebaut werden, die innerhalb eines kleinen Radius von lediglich 150 Kilometern sämtliche Schritte der Schuhherstellung abdeckt.

Die Entstehungsgeschichte des Modells Perto.

In seinem Gastbeitrag beschreibt Fernando Teixeira, Communications Officer bei Rewilding Portugal, die Arbeit seines Teams und die Herausforderungen des Engagements für Renaturierung und Regeneration.

Über Rewilding Portugal

Rewilding Portugal ist eine private Non-Profit-Organisation mit Sitz in Guarda, Portugal, deren Ziel es ist, den Naturschutz durch Renaturierungsmaßnahmen in Portugal zu fördern, vor allem in der Region des Côa-Tals, in der sich ihre Renaturierungsgebiete befinden. In dieser von Landflucht geprägten Region besteht die Möglichkeit, der Natur wieder mehr Raum zu geben und die Lebensbedingungen für Wildtiere zu verbessern. Die Stärkung dieser Lebensräume kann einen wichtigen Beitrag für die Erholung von Arten leisten, die vom Aussterben bedroht sind, wie etwa der Mönchsgeier und der Iberische Wolf.

Seitliche Ganzkörperaufnahme eines Wolfs in einer felsigen Landschaft

Foto: Andoni Canela

 

Die Gebiete, in denen Rewilding Portugal aktiv ist, sind Teil eines europaweiten Netzwerks verschiedener Renaturierungsgebiete, das von Rewilding Europe koordiniert. Das gemeinsame Ziel ist es, Europa zu einem wilderen Ort zu machen.

Mehr über die Arbeit von Rewilding Portugal zeigt ein Dokumentarfilm über unsere Arbeit vor Ort

Was ist der Rewilding-Ansatz?

Renaturierung (englisch: Rewilding) ist ein fortschrittlicher Ansatz für den Naturschutz. Es geht darum, die Natur auf sich selbst aufpassen zu lassen, indem man natürliche Prozesse zulässt, die Land und Meer formen und so geschädigte Ökosysteme und Landschaften wiederherstellen. Die natürlichen Rhythmen der Tierwelt schaffen wildere und artenreichere Lebensräume.

Der Renaturierungs-Ansatz setzt auf die der Natur innewohnende Fähigkeit, sich selbst zu regenerieren und sich selbst zu verwalten, wenn die notwendigen Voraussetzungen dafür gegeben sind. So kann die Natur selbst Ökosysteme wiederherstellen. Tier- und Pflanzenarten kehren zurück und tragen zur Wiederentstehung natürlicher Kreisläufe bei.

Dabei wird auch der Mensch als Teil von Ökosystemen mit gedacht, um Wege der harmonischen Koexistenz zu finden und neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Möglichkeiten für ländliche, schwach besiedelte Regionen zu schaffen. Ziel ist es, neue, naturnahe, nachhaltige Einkommensmöglichkeiten zu schaffen.

Eine Schafherde in einer grünen Landschaft

Foto: Fernando Teixeira

 

Genau das versteht Rewilding Portugal unter Renaturierung: Sie bedeutet Hoffnung und baut auf die Vision einer Welt, in der Menschen und Wildtiere in Harmonie koexistieren. Eine Welt, in der die Natur mehr Raum und mehr Zeit hat. Eine wildere Welt.

Mehr über diesen Ansatz haben wir auf rewilding-portugal.com zusammengefasst.

Das LIFE WolFlux Projekt und Koexistenz mit dem Iberischen Wolf

Nach der jüngsten Zählung, die 2002-2003 durchgeführt wurde, gibt es in Portugal südlich des Douro-Flusses neun Wolfsrudel, die etwa 14 Prozent der Wolfspopulation in Portugal ausmachen. Ungünstige Bedingungen bedrohen diese Rudel, beeinträchtigen ihre Fortpflanzung und die Verbindungen zwischen den Rudeln. Um die Lebensfähigkeit der Population langfristig zu gewährleisten, ist es dringend erforderlich, diese ungünstigen Bedingungen zu minimieren und den von der Habitat-Richtlinie der Europäischen Union geforderten günstigen Erhaltungsbedingungen (Favourable Conservation Status, FCS) zu erreichen.

Im portugiesischen Aktionsplan zur Erhaltung des Wolfes wurden einige der zentralen Bedrohungen als Handlungsfelder definiert. Dazu gehören Herausforderungen in Bezug auf die friedliche Koexistenz mit Nutztierhalter:innen, Ängste von Landwirt:innen, Wilderei, Mangel an wildlebenden Beutetieren und der Verlust von Lebensräumen.

Das übergeordnete Ziel dieses Projekts ist die Förderung der ökologischen und sozioökonomischen Bedingungen, für eine lebensfähige Wolfspopulation südlich des Douro-Flusses erforderlich sind. Um dies zu erreichen, wird über einen Zeitraum von fünf Jahren eine Reihe von Maßnahmen durchgeführt, mit folgenden Zielen:

  • Verringerung der Konflikte mit Tierhalter:innen und Förderung der Koexistenz;
  • Verringerung der Wilderei und der vom Menschen verursachten Brände, insbesondere an Treffpunkten und Brutplätzen;
  • Verbesserung der Kenntnisse über das Rehwild im Projektgebiet und Erhöhung der Verfügbarkeit von Wildbeute für den Wolf;
  • Entwicklung einer Strategie zur Förderung wolfsbezogener Wertschöpfungsprodukte (landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion, Tourismus usw.) und zur Verbesserung ihrer Marktdurchdringung;
  • Erhöhung der Toleranz und der positiven Einstellung gegenüber Wölfen.

Das Projekt LIFE WolFlux zielt darauf ab, die Vernetzung der portugiesischen Subpopulation des Iberischen Wolfs südlich des Douro-Flusses zu verbessern. Dabei spielt die Integration von Hütehunden eine grundlegende Rolle.

Seitliche Aufnahme von einer Person und einem Hund, beide einander zugewandt, in einer nebligen Landschaft

Foto: Fernando Teixeira

 

Eine der Maßnahmen im Rahmen des LIFE WolFlux-Projekts ist die Integration von Hütehunden in lokale Herden und Bestände. Dies ist eine Maßnahme zur Schadensprävention, die dazu beigetragen hat, das Risiko von Wolfsangriffen zu verringern. Es ist zu hoffen, dass diese Maßnahme weiterhin ein positives Beispiel setzt, dem andere Tierhalter im Projektgebiet folgen werden, um eine bessere Koexistenz zwischen Menschen und dem Iberischen Wolf zu ermöglichen.

"Indem Hütehunde Verluste in der Herde durch Wölfe reduzieren und so die Koexistenz zwischen Mensch und Wolf fördern, tragen diese Hunde zur Erholung der Art bei, indem sie die Stabilität, die Interaktion und die territoriale Ausdehnung etablierter Rudel erhöhen", so Sara Aliácar, Naturschutzbeauftragte bei Rewilding Portugal.

Der Serra da Estrela-Berghund ist eine der ältesten Hunderassen auf der Iberischen Halbinsel und hat jahrhundertelang Nutztiere südlich des Douro-Flusses vor Iberischen Wölfen und anderen Raubtieren geschützt. Diese Tradition geht jedoch verloren, vor allem in Gebieten, in denen der Wolf nur noch selten anzutreffen ist.

Landwirt:innen, die Hütehunde aus der Serra da Estrela einsetzen, können ihre Tiere viel wirksamer vor Raubtieren schützen, da diese Hunde die Anwesenheit von Wölfen oder anderen Raubtieren erkennen und die Herde verteidigen. In einem felsigen und buschigen Lebensraum, wie er für das Projektgebiet charakteristisch ist, besteht eine Strategie dieser Hunde darin, sich hinzulegen, zu verstecken und Wache zu halten.

Titelfoto: Nick Vass