Zwei Pommernschafe mit grauer Wolle und schwarzem Kopf auf einer Wiese.

Wildlinge, warme Füße und Nordwolle

Winterliche Wildlinge und Wolle sind seit Jahren ein Dreamteam – das Gleiche gilt für die Kooperation von Wildling und dem Unternehmen Nordwolle. Über gute Ideen, Pommernschafe und das Supertalent Wolle.

 

Warum Wolle so toll ist

Los geht’s mit einer kleinen Liebeserklärung, die alle, die Wildling schon länger verfolgen, vielleicht schon mal gehört oder gelesen haben – denn Wolle ist einfach ein wahres Supertalent und bietet die perfekte Voraussetzung für einen minimalistischen Winterschuh.

Sie ist kuschelig und dabei atmungsaktiv und temperaturausgleichend, sorgt also für angenehm warme, aber nicht für schwitzige Füße. Zudem sorgen Bestandteile der Wolle dafür, dass sie geruchsneutral und antibakteriell wirkt. Obendrein hat sie von Natur aus selbstreinigende und wasserabweisende Eigenschaften. Sie ist elastisch und antistatisch, lädt sich also nicht elektrisch auf. Und auch, wenn wir niemandem dazu raten, damit durch das winterliche Lagerfeuer zu springen … Wolle ist nur schwer entflammbar. Entsprechend vielseitig einsetzbar und alltagstauglich ist sie – kein Wunder also, dass Wolle schon seit einigen tausend Jahren (Expert:innen streiten sich noch wie lange genau, aber auf jeden Fall lange) vom Menschen für Textilien verwendet wird.

Natürlich hängen die oben genannten Eigenschaften auch immer von der Weiterverarbeitung der Wolle ab. Die Wollprodukte von Wildling sind nicht mit giftigen Chemikalien behandelt und bedürfen nicht viel Pflege. Und von Anfang an beziehen wir Wolle vom Unternehmen Nordwolle Rügen.

 

Wildling und Nordwolle

Nordwolle sorgt bereits seit Jahren dafür, dass unsere Winter Wildlinge nicht nur besonders warm sind, sondern auch möglichst ressourcenschonend. Dafür, dass Wildling und Nordwolle so gut zusammenpassen, gibt es gleich mehrere Gründe. Einer davon: Dank der Zusammenarbeit mit kleinen Werkstätten lässt sich die Produktion bei Nordwolle weitestgehend nachvollziehen – von der Ressourcengewinnung am grauwolligen Pommerschen Landschaf bis zur Garnproduktion in Deutschlands ältester Tuchmacherei. Ein Paradebeispiel für regeneratives Unternehmertum (mehr zu unserer langjährigen Partnerschaft).

Wie Wildling ist Nordwolle aus einer vermeintlich fixen Idee entstanden: ein Produkt, das wir im Alltag vermissten und das es auf dem Markt so noch nicht gab, eben selbst auf den Markt bringen – und zwar ohne den Umweg über gängige Konventionen zu gehen. Was hinter Nordwolle steckt, erzählt Marco Scheel, der Gründer von Nordwolle, am besten selbst.

 

Marco Scheel von Nordwolle bei der Arbeit: Er hat die Hände voller Wolle und schaut Richtung Kamera. Im Hintergrund sind Stallungen erkennbar.

Foto: Sarah Pabst | Wildling Shoes

 

8 Fragen an Woll-Experte Marco von Nordwolle


Marco, wie kommt man denn mit 24 Jahren (Nordwolle gibt es ja bereits seit 2013) auf die Idee, Wolle zu verarbeiten und damit ein Unternehmen zu gründen? 

Eines meiner großen Hobbys ist das Windsurfen und ich erinnere mich noch genau an eine bestimmte Situation: Meine Freunde und ich sind gerade aus dem Wasser gekommen und standen am Strand. Sie hatten alle diese typischen, stylischen Surferklamotten an und in dem Moment dachte ich mir: Jetzt hätte ich gerne einen superwarmen Pullover, mit dem ich in dieser Runde aber optisch nicht komplett als „Öko“ raussteche, der in Deutschland produziert ist – und zwar aus Wolle. Nach meiner Recherche stellte ich fest: Den muss ich dann wohl selber machen. Und so entstand Nordwolle.

Welche Schritte kamen nach der Idee?

Ich kannte damals schon einen Freund, der Pommersche Landschafe hatte und deren Wolle er jedes Jahr vernichten musste, weil sie in der Bekleidungsherstellung keine Verwendung gefunden hatte. Diese Situation fand ich so unangenehm, dass ich daran etwas ändern wollte – und das habe ich dann einfach ausprobiert.

In der Bekleidungsindustrie durchstarten – ging das so einfach?


Nein. Bis ich jemanden gefunden hatte, der sich vorstellen konnte, aus dieser Wolle Kleidung zu machen, hat es schon etwas gedauert. Das Stigma, dass deutsche Wolle ungeeignet für Bekleidung ist, war zu dem Zeitpunkt noch sehr tief verankert. Auch heute noch wird für Kleidung eher zur feineren Merinowolle gegriffen.

Warum hat deutsche Wolle diesen Ruf?

Deutsche Wolle ist quasi ein Wegwerfprodukt geworden. Das liegt daran, dass die mittel- und nordeuropäischen Schafrassen selten die feine Wolle eines Merinoschafes mitbringen. Und Feinheit war lange ein Hauptkriterium für Wolle, die zu Kleidung verarbeitet wird – sie kratzt weniger. Dafür kann sie aber Feuchtigkeit nicht so gut abhalten. Merinoschafe würden bei dem Regen hier in Deutschland die Nässe aufsaugen und unter dem Gewicht zusammenbrechen. Da sind zum Beispiel unsere Pommernschafe viel besser an unsere Witterung angepasst.

Weiterer vermeintlicher Nachteil eines Pommernschafes: die Farbgebung. Das Tuch aus Pommernschafwolle ergibt ein schönes Grau. Das lässt sich aber nur schwer, also eigentlich gar nicht, färben und kann somit nicht zu lila Schals oder grünen Pullis werden. Darum haben die Schäfer die Wolle nach der Schur oft weggeworfen. Die Nachfrage war gleich null.

Pommernschafe übernehmen aber eine weitere, wichtige Funktion hier im Norden: Sie betreiben Landschaftspflege! Dabei sind sie nicht besonders wählerisch was ihr Futter angeht und beweiden auch Landschaften, die einen niedrigen Futterwert haben, von anderen also verschmäht würden.

 

Nahaufnahme von der grauen Wolle des Pommernschafs

Foto: Sarah Pabst | Wildling Shoes

 

Was genau unterscheidet Nordwolle noch von konventioneller Wolle?

Die Wolle unserer Schafe ist eine sogenannte Mischwolle. Das heißt, sie besteht sowohl aus feinen Fasern, als auch aus groben, hohlen Fasern, die Grannenhaare genannt werden. Während die feinen Haare sich schneller mit Wasser vollsaugen, leiten die Grannenhaare es ab. Sie helfen dem Schaf also zusätzlich zum wasserabweisenden Wollfett dabei, auch im norddeutschen Schmuddelwetter warm und trocken zu bleiben.

Genau diesen Effekt behält die Wolle auch dann bei, wenn wir sie zu Kleidung oder Schuhen verarbeiten. Sie ist also für die kalte, nasse Jahreszeit in unserer Region viel besser gerüstet, als Merinowolle, die nur aus feinen Fasern besteht und eher an wärmere Gebiete angepasst ist. Diese Erkenntnis liegt unserer Firma zugrunde.

Perfekt also für Wildlinge. Kannst du uns den Weg vom Schaf bis zum fertigen Produkt skizzieren – beispielsweise für das Wildling Futter?

Zunächst einmal wird das Schaf natürlich geschoren. Anschließend wird die Wolle gewaschen und die Fasern parallelisiert, also in dieselbe Richtung gekämmt. Das ist wichtig, damit sich die Grannenhaare gut unter die anderen Fasern mischen. Die Wolle wird dann zu einem Garn gesponnen, welches wiederum zu einem Tuch verwoben wird. Dieses wird dann gewalkt, also gerieben und mit Wärme behandelt, wodurch es in Länge und Breite einschrumpelt und sich verdichtet. Damit der Stoff hinterher angenehm am Fuß zu tragen ist, wird er zum Schluss noch geraut. Dadurch werden die feineren Fasern an die Oberfläche gezogen und das Tuch bekommt eine flauschige Oberfläche und etwas mehr Volumen. Und dann geht die Wolle nach Portugal, wo sie zu einem Schuh weiterverarbeitet wird.


Was wünschst du dir für eine nachhaltige Zukunft?

Mehr Vielfalt! Also in jeder Hinsicht. In unserer Gesellschaft wird irgendwie immer Perfektion, Markttauglichkeit, Einheitlichkeit angestrebt. Das wäre nicht nur  langweilig und traurig, sondern in Bezug auf Flora und Fauna schlichtweg fatal! In der Natur überlebt nicht der Stärkste, sondern das System mit der größten Vielfalt. Dafür muss man auch die ungeschliffenen Diamanten, wie im Falle von Nordwolle eben die Pommernschafe, pflegen. Nur so bleiben Ökosysteme bestehen.


Unbedingt! Letzte Frage: Weißt du noch, wie Wildling und Nordwolle zusammengefunden haben?

Als ich die Firma gegründet habe, sind wir fast jedes Wochenende auf Messen gefahren. Eine davon war der Heldenmarkt und wir hatten unseren Stand direkt neben Anna [der Gründerin von Wildling] und ihrer Mutter Barbara. Wir sind dann ins Gespräch gekommen und ich weiß gar nicht mehr, wer von uns es war, aber wir sind dann auf die Idee gekommen, dass unsere Wolle doch eigentlich genau das Richtige für Wildlinge wäre.


Finden wir auch! Und freuen uns über jedes weitere Wildling Modell, in dem die geliebte Nordwolle zum Einsatz kommt.

 

Nahaufnahme von Händen und linkem Schuh einer Person, die sich gerade die Schnürsenkel bindet. Der Schuh ist das grauschwarze Wildling Modell Nordwolf aus Nordwolle.
Foto: Sandra Chiolo | Wildling Shoes

 

Pflegetipps für wollige Wildlinge

Wolle hat von Natur aus wasserabweisende Eigenschaften – eine zusätzliche Imprägnierung ist also nicht grundsätzlich notwendig. Sollten die wasserabweisenden Eigenschaften deines Wollmodells abnehmen, empfehlen wir den Nässeschutz „Perle“ unseres Tapir Pflegesets.

Was wir dir außerdem empfehlen können, wenn der natürliche Schutz der Wolle nach einiger Zeit nachlässt: eine Lanolin-Sprühkur zum Nachfetten der Wolle.

Wichtiger Hinweis: Das Wildling Imprägnierspray ist nicht für Wolle geeignet. Du kannst damit aber den aus Mikrofaser bestehenden Ringbesatz sowie die Sohlenaussparung imprägnieren. Das geht am besten durch gleichmäßiges Pinseln, anschließend sollten die Schuhe 24 Stunden trocknen. Hier gibt’s auch ein Video zum Thema Imprägnierung.

Detaillierte Infos zu den Materialien und passender Pflege deiner Wildlinge findest du in den Produktbeschreibungen der jeweiligen Modelle. Und bei weiteren Fragen hat das Team vom Kund:innenservice Antworten parat.