Illustration von eine Kochszene. Zu sehen sind verschiedene Töpfe. Darin ist allerdings eine Wildling Sohle zu sehen.

Im Kochtopf. Experimente mit Wildling Sohlen

Nicht nur die gesundheitliche Wirkung von Wildling Minimalschuhen soll regenerativ wirken, sondern auch ihre Herstellung. Die Sohlen von Wildlingen müssen deswegen flexibel und zugleich langlebig sein – in mehrfacher Hinsicht. Ein erster Einblick in die komplexe Arbeit auf dem Weg zur Recyclingfähigkeit.

 

Es ist kein Geheimnis: Unsere Ansprüche an eine Wildling Sohle sind (berechtigterweise) ganz schön hoch. Sie soll dem Fuß ermöglichen, sich so frei wie möglich zu bewegen, seine Muskulatur zu aktivieren und im wahrsten Sinne des Wortes unbeschwert zu sein. Weiterentwicklungen gehören genauso dazu und sorgen durch Kreativität, Ausprobieren und Dazulernen für widerstandsfähigere und haltbare Wildlinge. Aber wenn sie dann doch irgendwann vollständig abgetragen sind und selbst das Repair Center nichts mehr retten kann, muss ein neues Paar her. Wie das produziert wird und welche Ressourcen dafür genutzt werden, betrifft neben verantwortungsvollen Quellen für das Obermaterial natürlich auch die Sohlen.

Illustration von einem Wildling Schuh. Um den Schuh herum ist durch einen Pfeil ein Kreislauf angedeutet, mit den Stichpunkten: Love – Return – Repair – Love – Return – Recycle.

 

Einerseits steht das Barfußgefühl durch die Wildling typische Flexibilität der Sohlen im Vordergrund. Andererseits soll dieses Gefühl selbstverständlich so lange wie möglich mit demselben Paar Schuhe erhalten bleiben. Die Sohle eines jeden Wildlings noch langlebiger zu machen, ohne dabei auf die Flexibilität zu verzichten – das hört sich erstmal nach einem Widerspruch an. Im Wildling Team ist es aber eine Herausforderung, die gerne angenommen wird :) 

Und um diese Herausforderung greifbarer zu machen, kommen neben den Anforderungen an die Sohle rund um Langlebigkeit noch zwei weitere Punkte ins Spiel: geringer Abrieb und gute Recyclingfähigkeit. Alle drei Stichworte hängen miteinander zusammen.

 

Abrieb:

Abrieb bedeutet, dass sich bei der Nutzung der Schuhe kleinste Partikel aus der Sohle ablösen. Und die stellen einen Beitrag zur Feinstaub-Belastung dar, der zudem nicht biologisch abbaubar ist. Wichtig ist außerdem, dass die Sohle sich nicht beim täglichen Gebrauch durch den Abrieb auflöst – kurz: dass sie widerstandsfähig genug ist. Gleichzeitig muss sie auch flexibel genug sein, um das Wildling typische Tragegefühl beibehalten zu können.

 

Recyclingfähigkeit:

Wir wollen so wenig neue Ressourcen wie möglich für die Produktion nutzen und gleichzeitig die Komponenten, die schon in den Schuhen sind, so lange wie möglich weiter nutzen. Deshalb will Wildling jede mögliche und sinnvolle Art der Weiterverwendung fördern. Ein erklärtes langfristiges Ziel gibt es aber dennoch: neue Sohlen aus alten, recycelten Wildling Sohlen zu produzieren.

 

 

Ein Blick auf die aktuelle Wildling Sohle

Auf dem Weg zum regenerativen Produkt sieht das aktuelle Zwischenergebnis auf dem Weg zur regenerativen Wildling Sohle (und zu mehr Kreislauffähigkeit), hergestellt bei unserem Hauptproduzenten in Portugal, so aus:

  • 40 % bestehen aus neuem E-SBR. Diese Abkürzung steht für Emulsion, Styrol, Butadien, Rubber – und ist die genaue Bezeichnung des verwendeten Gummis.
  • 25 % bestehen aus Silica. Dabei handelt es sich um stark feuchtigkeitsbindendes, natürliches und unschädliches Kieselgel.
  • 20 % bestehen aus recyceltem/wiederverwendetem SBR-Gummi.
  • 15 % bestehen aus recyceltem/wiederverwendetem Kork.

 

Wir haben herausgefunden, dass unsere alten Sohlen wieder komplett in unsere neuen Sohlen hinein verarbeitet werden können – bei einem minimalen Energie- und Wasseraufwand, ohne Bildung zusätzlicher Schadstoffe.

 

Dieses Wissen kommt nicht von ungefähr. Im Wildling Team hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, deren Mitglieder ihre unterschiedlichen Wissensgebiete in das umfangreiche Projekt einbringen. 

 

Illustration von Händen, die eine Schuhsohle halten. Daneben stehen die Bestandteile: 15 % Recycelter Kork, 20 % Recycelter E-SBR, 25 % Mineralisches Silica, 40 % Neues E-SBR

Experimente in der Küche und darüber hinaus

So hat beispielsweise Albrecht, ehemals Chemielehrer, kurzerhand alte Wildling Sohlen in der Spülmaschine gereinigt und anschließend im Kochtopf verflüssigt, um mehr über die Materialbeschaffenheit herauszufinden. Gemeinsam mit Sabine, gelernter Schuhmacherin aus dem Team Produkt, kümmert er sich um die materialrelevanten Fragen. Beispielsweise: Welche Materialien nutzen wir aktuell und welche können wir austauschen, um die Sohle insgesamt noch mehr zu verbessern? Oder noch detaillierter: Welche biobasierten Alternativen kann es zum aktuell genutzten E-SBR geben? Unterstützt wird die Recherche durch Ulla. Dann kommt Peter als Produktionsfachmann ins Spiel, testet die Materialien und schafft Querverbindungen zu den Wildling Arbeitsbereichen Materialentwicklung und Design. Weil das Ganze sehr komplex ist und viele Faktoren des Projekts sich gegenseitig bedingen, braucht es eine Person, die den organisatorischen Überblick behält, Projekterfolge dokumentiert und für Austausch sorgt. Das macht Natalie in ihrer Rolle als Projektmanagerin. 

Das Ganze wird nicht nur durch den Einsatz der Arbeitsgruppe getragen, sondern langfristig auch durch die gesamte Wildling Community. Denn gerade ist ein Konzept in Arbeit, um getragene Schuhe wieder zurücknehmen zu können – um abgenutzte Sohlen in die Produktion neuer Sohlen einfließen zu lassen. Wir freuen uns darauf, neue Entwicklungen aus dem Sohlenprojekt hier mit der Wildling Community zu teilen. 

 

Alle Illustrationen: Johanna Balzer | Wildling Shoes