Wie nachhaltig ist Onlineshopping bei Wildling?

Wie nachhaltig ist Onlineshopping bei Wildling?

Nachdem wir am Global Strike Day bei Wildling die Pforten geschlossen haben, um uns einen ganzen Tag lang mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, war eine unserer Erkenntnisse: Wir sind in dem Bereich schon ziemlich weit!

Für Wildling waren und sind viele Punkte aber so selbstverständlich, dass wir manchmal übersehen, wie ungewöhnlich es für die Schuh- und Textilbranche ist, was wir schon machen. 

Denn die Textilindustrie ist eine der Ressourcen-intensivsten und umweltschädlichsten Branchen der Welt. Laut einem Bericht der Deutschen Welle produziert sie pro Jahr mehr Treibhausgasemissionen als alle Flüge und Schiffe zusammen (Quelle: Deutsche Welle).

Foto: Lotta Löthgren

In diesem Beitrag beleuchten wir die Frage, ob Onlineshopping nachhaltig ist oder der Transport von Wildlingen unsere Bemühungen in anderen Bereichen zunichte macht.

Wo kann man euch kaufen? Online! Warum nur online? Darum:

Onlineshopping erfreut sich allgemein großer Beliebtheit und die Vorteile liegen auf der Hand: Die Produkte sind jederzeit und von überall her verfügbar, man kann sich in aller Ruhe die Produktbeschreibungen durchlesen, Bewertungen anschauen oder unterschiedliche Anbieter vergleichen. 

Fällt einem auf, dass man ein bestimmtes Produkt braucht, öffnet man den Browser und informiert sich über die besten Anbieter - egal, ob man dabei mit der Schlafanzughose auf der Couch liegt oder die Mittagspause im Büro nutzt.

Auf Wunsch wird die bestellte Bluse oder das bestellte Buch noch am nächsten Tag an die Haustür oder zur Packstation geliefert, das Auspacken bereitet große Freude. Und wenn man doch mit dem Produkt unzufrieden ist, geht es einfach retour.

Wie nachhaltig ist Onlineshopping?

Vielleicht stellt man sich diese Frage, wenn das bestellte Buch in einem riesigen Karton mit viel Füllmaterial geliefert wird. Vielleicht, wenn man durch die engen Straßen der  Innenstädte fährt und ständig an parkenden Lieferwagen von DHL, UPS oder Hermes vorbei muss.

Ist Online Shopping nachhaltiger als selbst ins nächste Einkaufszentrum zu fahren und dort einzukaufen? Wie so oft gilt: es kommt darauf an ...

Gibt es die Produkte auch vor Ort?

Dazu vorab: Wildling Shoes nur online zu verkaufen war anfangs keine Frage der Nachhaltigkeit, sondern eine der Machbarkeit: Mit unserer Kleinstauflage im Crowdfunding und den wenigen Bestellungen der ersten Zeit war die Gesamtmenge an Wildlingen viel zu gering, als dass es sich gelohnt hätte, in den Einzelhandel zu gehen.

Durch das Onlineshopping  können wir die Preise niedriger halten, da wir nicht für den Einzelhandel kalkulieren müssen (wo sie schnell das Doppelte kosten würden) oder gar eigene Geschäfte und Verkaufspersonal unterhalten müssen.

Nichts desto trotz wollen wir  wissen: Wie stehen wir mit einem Onlineshop da und machen Versand und Retouren unsere Ansätze im Bereich Nachhaltigkeit zunichte?

Sagen wir, Wildling Shoes gäbe es als Geschäft an einem Dutzend Standorte in Deutschland. Zufällig befindet sich eines davon in meiner Nähe - dann klingt es erst einmal nachvollziehbar, dass es umweltfreundlicher wäre, dort die Wildlinge zu holen, als sie sich aus dem Onlineshop schicken zu lassen. 

Wenn ich nun extra mit meinem eigenen PKW in den 10-50 km entfernten Store fahre, um dort ein Paar Wildlinge zu kaufen, möchte ich aber auch, dass das gewünschte Paar in meiner Größe vorhanden ist. Um das zu gewährleisten, bräuchte jedes Ladengeschäft regelmäßige Nachlieferungen, die mit dem LKW erfolgen. Außerdem braucht es Energie, um die vielen Geschäfte mit Strom (z.B. für die Beleuchtung) und Heizung zu versorgen, und lockt noch mehr PKW in die überfüllten Städte. Und schon ist die Antwort auf die Frage, ob ein Ladenlokal nachhaltiger als Online-Versand ist, gar nicht mehr so einfach.

Wie werden die Produkte gepackt & versendet?

Flinke Pfoten packen sanft die Wildlinge in ihre Transportboxen, damit sie heil in ihren neuen Heimatgefilden ankommen.

Die Kartons sind aus Recyclingpapier und werden mit Papierklebeband gesichert. Dicht an dicht packen wir mehrere Wildlinge in einen Karton - sie mögen es eh kuschelig. Mit so wenig Umverpackung wie möglich geht es dann via DHL Go Green auf die große Reise ...

Was kann man als Konsument_in noch tun?

Manch eine_r hat es bestimmt schon erlebt: Eigentlich hat man doch nur etwas Kleines bestellt, ein Buch, eine Bluse oder Kaffeetasse - und bekommt eine riesige Kiste zugeschickt. Darin finden sich entweder Unmengen von Packpapier (um die Luft zu füllen) oder schlimmer noch: große Plastikluftkissen. Überhaupt nicht gut: die beliebten Styroporkügelchen. Bei einer zerbrechlichen Kaffeetasse ergibt das vielleicht noch Sinn, bei einer Bluse oder einem Buch kaum. Dabei kann man oft auf Plastik oder Styropor als Füllmaterial verzichten und die Gegenstände in passende Verpackungen füllen. 

Kleinere Umverpackungen bedeuten weniger Volumen, so dass mehr Sendungen in einem Lieferwagen mitfahren können. Das ist effizienter und umweltfreundlicher.

Wenn man verschiedene Auswahlmöglichkeiten hat, um sich Waren liefern zu lassen, ist der Standardversand meist die umweltfreundlichere Alternative: Hier werden die Lastwagen voll bepackt und eine Route erarbeitet, die unnötige Kilometer verhindert, auch wenn es etwas länger dauert, bis der Wagen voll ist. Wählt man dagegen die Varianten “Sofortversand” oder Express etc, werden oft halbleere Autos losgeschickt, damit die Ware rechtzeitig bei den Kund_innen ankommt. Das führt natürlich zu unnötigem Spritverbrauch und darum haben wir uns gegen diese Optionen entschieden.

Also: Standardversand wählen und bei Lieferung des Paketes zu Hause anwesend sein, um weitere Kilometer zu vermeiden. Wenn das nicht möglich ist, eine Alternative angeben: Eine Packstation, der Nachbar, der viel zu Hause ist oder der kleine Schneiderladen an der Ecke, der im Austausch für ein kleines Schwätzchen gern Pakete annimmt. So werden diese nicht erst wieder zum nächsten Knotenpunkt geliefert und der Wagen kann außerdem leichter weiter fahren (weniger Gewicht = weniger Spritverbrauch).

Retouren vermeiden!

Seien wir ehrlich: vermutlich geht es (fast) allen so, die online schon mal Kleidung bestellt haben - sei es für sich selbst oder die Kinder: Man kann sich nicht so richtig entscheiden, nimmt man die rote oder die gelbe Bluse, die Schuhe in der gleichen Größe wie immer oder sehen die auf dem Bild nicht doch etwas kleiner aus ... ach, einfach mal alles in den Warenkorb packen, zur Not bringt man es wieder zurück zur Post. 

Im Fashionbereich liegt die Retourenquote bei über 50%, das heißt, jede zweite Sendung wird zurück geschickt. Viele Onlineshops bieten diesen Service “kostenlos” an, wobei kostenlos nur meint, dass die Kosten für Retouren schon in den Warenpreis eingerechnet sind. 

Damit ein Produkt wieder versandfertig wird, nachdem es retour ging, braucht es ca. eine Stunde menschlicher Arbeitszeit für das Auspacken, die Bearbeitung im System, der Test auf Mängel und das erneute Verpacken - auch hier werden die Kosten wieder auf die Warenpreise umgelegt, sonst wären Retouren richtige Minusgeschäfte!

 

Eine einfache Lösung gibt es dafür vermutlich nicht, aber wir versuchen einiges, um Retouren zu vermeiden:

Wir bieten verschiedene Möglichkeiten, um die richtige Größe vor dem Kauf zu ermitteln. Zusätzlich hilft das Team vom Kundenservice gerne bei Unsicherheiten weiter. So hoffen wir, dass niemand mehrere Größen bestellen muss, um den richtigen Wildling für sich zu finden. Bisher haben wir eine Retourenquote von 25%, was für den Onlineversand von Schuhen ziemlich niedrig ist. Das ist ein kleiner Erfolg - aber uns ist das noch nicht genug.

Deshalb arbeiten wir stets daran, die Größenbestimmung zu optimieren: Derzeit entwickeln wir eine App, die die Größenfindung mittels Foto und Abgleich noch genauer machen soll.

Wildling befindet sich auf einem gutem Weg hinsichtlich Nachhaltigkeit. Aber wir wollen noch mehr erreichen!

Nur 25% Retouren sind in der Branche ein guter Schnitt, aber wir wollen als Unternehmen weiterhin daran arbeiten, die Zahl noch geringer zu halten. Was kann konkret jede_r selbst tun, um den Prozess so nachhaltig wie möglich zu halten? Größenbestimmung per Fitkit und Rat aus der Community sind nur einige von zahlreichen Möglichkeiten!

Ihr wollt Wildlinge trotzdem lieber vor Ort anprobieren und kaufen? Besucht uns im Lagerstore, im Showroom in Köln oder auf einem der deutschlandweiten Events, auf denen wir vertreten sind

Run wild! Anna, Ran & Team Wildling

Titelbild: Maria Herzog Fotografie