Nahaufnahme von zwei Füßen bis zur Mitte der Waden von hinten. Sie stehen auf einem liegenden, moosigen Baumstamm und tragen Wildling Barfußschuhe sowie eine okerfarbene lange Hose.

Wandern mit Minimal- oder Barfußschuhen: Naturnaher Genuss für Wanderfreund:innen

Eintauchen in die Natur – am besten barfuß

Sehnen wir uns nicht alle hin und wieder nach einer kleinen Auszeit vom hektischen Alltag? Einfach raus ins Grüne, alle Sorgen hinter uns lassen und die frische Waldluft einatmen? Kein Wunder, dass Wandern in den letzten Jahren immer beliebter geworden ist. Für viele von uns ist eine Wanderung eine wunderschöne Möglichkeit, Körper und Geist in Einklang zu bringen, abzuschalten und zu entspannen.

Besonders erdend kann Barfußwandern sein: Mit den Füßen den moosbedeckten Boden, den feinen Kies und die feuchten und kitzelnden Grashalme spüren. Weil das nicht immer so einfach möglich ist (schließlich begegnet man beim Wandern nicht nur weichen Böden, sondern unter Umständen auch spitzen Stöcken und Steinen), entscheiden sich viele von uns für das zweitbeste nach Barfußlaufen: Dem Wandern mit Minimal- oder Barfußschuhen.

Erfahrungsbericht: Wandern mit Minimalschuhen

Der leidenschaftliche Wanderer Witali ist in zwei Etappen 4300 Kilometer zu Fuß durch Europa gewandert. Er hält Vorträge darüber, führt sogenannte “Wanderungen mit Sinn” durch und probiert regelmäßig verrückte Sachen aus. Fürs Wildling Blogazine hat er aufgeschrieben, warum er barfuß wandern möchte:

“'Nach zehn Kilometern haben bereits die Füße angefangen weh zu tun. Der Rucksack fühlt sich sehr schwer an. Ich habe viel zu viel Zeug dabei. Mittags will ich schon aufgeben und mein Zelt aufschlagen. Frage mich zum wiederholten Male, warum ich wieder aufgebrochen bin.' So lautet mein Tagebucheintrag vom zweiten Tag meiner 1700 km langen Tour zu Fuß von Oslo nach Köln.

In den nächsten Tagen stellte ich fest, dass es kaum besser wurde. Ständig plagten mich Blasen an den Füßen. 

Rückblickend, jetzt wo ich gemütlich auf der Couch liege und diesen Text schreibe, ist das Wandern im Wald, bei Regen, Schnee und Sonnenschein, eine der schönsten Erinnerungen. Wenn ich jedoch in mein Tagebuch schaue, taucht immer wieder ein Wort auf: Schmerz.

Ich frage mich, ob ich das umgehen kann?

Nahaufnahme: zwei Füße in Wildling Barfußschuhen balancieren auf einem Baumstamm, der auf dem Boden liegt.Wildling Modell Tann Resouled. Foto: @annapaulinefranz und @subtile.studio

Ich habe mir überlegt, einen Teil der Strecke einfach barfuß zu gehen. Der Mensch hat ja über tausende von Jahren die Welt barfuß erobert, warum kann ich das nicht auch?

Ich habe nur sehr wenig Erfahrung im Barfußlaufen. Dabei ist Barfußlaufen die natürlichste Form des Gehens. Unsere Füße haben eine sehr feine Sensorik, sie verbinden den Körper mit der Umgebung. Die Informationen aus dem Fuß werden in den gesamten Körper weitergeleitet. Sobald eine Sohle zwischen unseren Füßen und dem Untergrund ist, wird dieser Informationsaustausch unterbrochen. Dadurch wird die Koordination des gesamten Körpers beeinträchtigt und das unser gesamtes Leben lang. Denn wir tragen Schuhe meistens sobald wir Laufen können.

Barfußlaufen führt zu Ausgeglichenheit und Erdung. Ist es nicht genau das, wonach sich so viele stressgeplagte Menschen sehnen?"

Hier geht's zu Witalis vollständigem Erfahrungsbericht über Barfußwandern.

Was sind Minimalschuhe und wie funktionieren sie?

“Barfußschuhe” und “Minimalschuhe” sind zwei Begriffe, die oft synonym verwendet werden. Bei Wildling haben wir uns ganz bewusst entschieden, unsere Schuhe “Minimalschuhe” zu nennen, weil damit unsere Philosophie am deutlichsten zum Ausdruck kommt: So viel Schuh wie nötig, so wenig wie möglich. Eben so minimal, wie ein Schuh nur sein kann.

Barfußschuhe sind eine moderne Variante des Schuhwerks, das eine möglichst natürliche Bewegung des Fußes ermöglicht. Anders als herkömmliche Schuhe, die den Fuß in eine bestimmte Form zwingen, zeichnen sich Barfußschuhe durch eine flexible Sohle und eine breite Zehenbox aus.

Nahaufnahme: Ein Paar erwachsene und ein paar Kinderfüße, beide in Wildling Barfußschuhen.

Wildling Modell Marone. Foto: @pifletteproduction

Dadurch kann der Fuß seine natürliche Abrollbewegung beibehalten und die Muskulatur wird gestärkt. Barfußschuhe bieten Schutz vor spitzen Steinen und grobem Untergrund, lassen aber dennoch ein Gefühl von Barfußlaufen zu. Barfußschuhe sind also eigentlich nicht - wie der Begriff vielleicht suggeriert - “Schuhe, die man barfuß trägt”, sondern Schuhe, die sich anfühlen sollen wie Barfußlaufen.

Deswegen bevorzugen und leben wir den Begriff “Minimalschuhe”: Wir möchten Schuhe tragen, die den Fuß nur minimal einschränken, dabei ressourcenschonend hergestellt werden und so nur einen minimalen Einfluss auf die Umwelt haben. Minimalschuhe eben! Wer sich tiefer in die Gemeinsamkeiten und kleinen, aber feinen Unterschiede einlesen möchte, findet hier weitere Infos.

Jetzt aber zurück zum Thema: Wie steht es denn nun ums Wandern mit Minimal- und Barfußschuhen?

Die Vorteile des Wanderns mit Barfußschuhen

Viele Naturfreund:innen lieben das Wandern mit Minimal- und Barfußschuhen. Warum das so ist? Dazu fallen uns einige gute Gründe ein:

Minimalschuhe schenken uns ein natürliches Laufgefühl: Unsere Füße verspüren ein authentisches Barfußgefühl, während der Fuß dennoch vor Verletzungen geschützt ist. Minimalschuhe können die natürliche Abrollbewegung unserer Füße fördern und dazu beitragen, die Beschaffenheit des Bodens, der uns trägt, intensiver wahrzunehmen.

Unsere Fußmuskulatur wird gestärkt: Ohne dicke Sohle und vorgeformtes Fußbett muss – oder darf – unsere Muskulatur wieder selbst aktiv werden. So können wir unsere Fußmuskeln trainieren und stärken. Dadurch können wir langfristig unserer Fußgesundheit etwas Gutes tun.

Wir verbessern unsere Körperhaltung: In Minimalschuhe nehmen viele Menschen ganz automatisch eine andere, aufrechtere Haltung ein. Dies kann sich positiv auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken.

Uns ins Gleichgewicht bringen: Beim Wandern mit Minimalschuhen ist unsere Fußmuskulatur ganz besonders gefordert, um unsere Füße aktiv zu stabilisieren. So können wir mit der Zeit unsere Balance und Koordination stärken und uns immer wieder selbst ins Gleichgewicht bringen.

Die Natur mit allen Sinnen wahrnehmen: Viele Menschen erleben beim Barfußwandern eine ganz besonders starke Verbindung zur Natur. Wir können das Draußensein mit allen Sinnen erleben – besonders auch mit unseren Füßen, die ganz direkt den Untergrund spüren können, auf dem wir gehen.

Nahaufnahme: ein Kinderfuß in einem Wildling Barfußschuh auf einem sandig-steinigen Untergrund.

Wildling Modell Tejo. Foto: @sarahboll.de & @annadammpunktcom

Achtsamkeit für uns selbst und unsere Umwelt: Wenn wir barfuß – oder in Minimalschuhen – durchs Leben gehen, bewegen wir uns meist achtsamer. Viele Menschen in der Wildling Community empfinden das als entspannend und manchmal sogar augenöffnend: Wir werden aufmerksamer und können manchmal unterwegs Kräuter, Blumen, Tiere oder einen besonders schönen Stein am Wegesrand entdecken, die wir sonst vielleicht einfach übersehen hätten.

Was ist beim Wandern mit Minimal- oder Barfußschuhen besonders wichtig?

Minimalschuhe fordern unsere Fußmuskulatur stärker als herkömmliche Schuhe. Das gilt natürlich auch beim Wandern. Bei unseren ersten Geh- oder Wanderversuchen in Minimalschuhen dürfen wir uns deshalb ruhig Zeit lassen und Erfahrungen sammeln.

Wenn wir in Minimalschuhe schlüpfen, empfiehlt sich vor der ersten Tageswanderung eine Gewöhnungsphase, beginnend mit kurzen Spaziergängen, die nach und nach länger und intensiver werden können.

Wildling Freund und Wanderführer Davide hat in seinem Gastbeitrag weitere Ideen zur Eingewöhnung und das Wandern in Minimalschuhen gesammelt.

Gibt es die “besten” Minimal- oder Barfußschuhe fürs Wandern?

Es gibt verschiedene Schuhmodelle, die sich für unterschiedliche Wanderungen eignen. Der Papierschuh Tanuki ist besonders atmungsaktiv und trocknet schnell, was ihn besonders praktisch für Spaziergänge durch nasse Wiesen, kleine Bäche und große Pfützen macht. In kühleren Jahreszeiten wünschen sich viele Wildling Träger:innen wärmere Schuhe, beispielsweise das Modell Nordwolf. Natürlich haben wir auch die Wildling Community nach ihren Lieblingen gefragt – die Antworten weiter unten im Artikel gibt es oder auch auf Instagram.

Worauf sollte man bei der Auswahl von Wanderschuhen achten?

Ab und zu stimmt die Schuhgröße in Minimal- oder Barfußschuhen nicht ganz mit der Schuhgröße in konventionellen Turn- oder Wanderschuhen überein.

Die richtige Schuhgröße

Das liegt daran, dass wir uns so sehr daran gewöhnt haben, unsere Zehen zu quetschen, dass wir unsere Schuhe automatisch eine Nummer kleiner kaufen. Der Wildling Größenfinder hilft dabei, die richtige Schuhgröße zu bestimmen, damit unsere Zehnen soviel Platz bekommen, wie sie brauchen.

Der passende Schnitt

Viele Minimalschuh-Träger:innen haben die Erfahrung gemacht, dass sich für steinige Wege oft Mid Cuts, also knöchelhohe Schuhe, besonders gut eignen, weil sie nicht nur den Fuß, sondern auch die Knöchel schützen. Wer sich dagegen auch gerne ein Lüftchen um die Knöchel wehen lässt, kann sich wahrscheinlich besonders gut mit Low Cuts anfreunden.

Die Wanderzeit

In der warmen Jahreszeit wünschen wir uns meistens viel Luftigkeit um die Füße und möglichst atmungsaktive Materialien für unsere Wanderschuhen. Wenn es kühler wird, sieht das oft anders aus. Aber auch bei einer Winterwanderung kann man in Minimalschuhen wohlig warme Füße haben – zum Beispiel mit Modellen wie Panther oder Nordwolf.

Gibt es Risiken beim Wandern mit Barfußschuhen?

Wie oben beschrieben, ist es sinnvoll, dass wir unserer Fußmuskulatur Zeit geben, sich an das Gehen und Wandern in Minimalschuhen zu gewöhnen. Wenn die Muskulatur nach und nach kräftiger wird, können wir in uns hineinspüren und merken, was wir unseren Füßen schon zutrauen können.

Anders sieht es bei jeder Art von gesundheitlichen Problemen aus: Menschen, die beispielsweise mit Fußfehlstellungen, Arthrose offene Wunden oder anderen gesundheitlichen Problemen zu tun haben, sollten vorher mit ihren Arzt:innen, Orthopäd:innenen und Physiotherapeut:innen sprechen, um mögliche Risiken zu klären.

Auf ins Abenteuer Barfußerlebnis

Eine Wanderung in Minimalschuhen – oder auch schon ein erster Spaziergang – kann ein ganz besonderes Erlebnis sein. Wir spüren mit unseren Füßen plötzlich viel mehr von dem Boden, der uns trägt. Dabei können wir sowohl unsere Fußmuskulatur als auch unser Körpergefühl und unsere gesamte Wahrnehmung stärken.

Jede:r Wildling Träger:in kennt das Gefühl und gleichzeitig ist das Erlebnis ganz individuell – wir können es schwer beschreiben aber wir können es alle spüren und damit die Verbundenheit mit dem Boden, der Natur und uns selbst.

Titelbild: @wildundwunderbar