Re:think Work - „Ich ahnte, dass das ein ganz besonderes Unternehmen wird.“

Re:think Work - „Ich ahnte, dass das ein ganz besonderes Unternehmen wird.“

Schon bevor es Wildling als Unternehmen gab, gehörte Melanie zum kleinen Kreis der Menschen, die den allerersten Prototypen eines Wildling Schuhs zu Gesicht bekamen. So wurde sie Fan der ersten Stunde, bald darauf eine der ersten Wildling Träger:innen und etwas später dann eine der ersten Mitarbeitenden. Und auch bei Wildling geht die Entwicklung für Melanie weiter: Angefangen hat sie als Texterin fürs Wildling Blogazine, inzwischen arbeitet sie als Diversity Specialist: „Ich sorge dafür, dass sich alle bei Wildling wohl fühlen, egal wie alt sie sind, woher sie kommen oder wie sie aussehen.“ Im Interview erzählt sie, warum Kaffee eine wichtige Rolle auf ihrem Weg zu Wildling gespielt hat und wer bei ihr im Homeoffice nicht fehlen darf.


Dein Start bei Wildling: Wann hast du angefangen und was war bei Wildling damals anders als jetzt?

Ende 2017 habe ich angefangen und gefühlt war fast alles anders. Wir waren damals 30 Mitarbeitende, jetzt sind wir mehr als 250. Damals haben die meisten in den Bereichen Marketing, Kund:innenservice und Logistik gearbeitet. Hauptsächlich habe ich für das Blogazine geschrieben, ab und zu auch für Facebook, Instagram oder den Newsletter. Ich bin auch mal mit auf Messen gefahren oder habe beim Sale mit Schuhe verkauft. Heute arbeite ich im Team People & Culture, das in anderen Unternehmen oft Personalabteilung oder auch Human Resources genannt wird. Weil ich mich vorab beruflich viel mit Diversity beschäftigt habe, besonders Geschlechtergerechtigkeit, fand ich es toll, dass dem Thema auch bei Wildling Raum gegeben wurde und ich hier mitgestalten kann. Statt eines Bewerbungsverfahrens hatte ich eine Verabredung mit Anna zum Kaffee, bei der wir Ideen für Inhalte ausgetauscht haben. Und dann war ich fest im Team.

Viel spannender als das, was sich verändert hat find ich aber, was gleich geblieben ist: Ein größtenteils wertschätzendes Miteinander, der Antrieb, sowohl Schuhe als auch Arbeit stets neu zu erfinden und die Offenheit, in allen Bereichen Neues auszuprobieren. Denn ja, gefühlt verändert sich vieles und das dauernd. Klar ist das mit so vielen Menschen viel herausfordernder als mit ein paar Dutzend. Es ist eben auch ein Anpassungsprozess, an mehr Mitarbeitende, mehr Kundschaft und auch neue Möglichkeiten bei der Online-Zusammenarbeit oder auch in der Produktion.

Das Foto zeigt Melanie mit kurzen, blau gefärbten Haaren, die mich herausgestreckter Zunge in die Kamera schaut.

Wie würdest du einem 10-jährigen Kind erklären, was du bei Wildling machst?

Lustig, meine Kinder denken nämlich manchmal, ich mache oder verkaufe Schuhe. Auch weil ich sie mal zu einem Sale mitgenommen habe und sie am Ende mitgeholfen haben, die Schuhe vom Store zurück ins Lager zu tragen. Aber tatsächlich fragen sie (10 und 7 Jahre) selten danach, was ich für einen Beruf habe, eher schon: “Was machst du eigentlich da immer am Computer?”. So eine digitale Arbeitsweise ist für Kinder in diesem Alter noch sehr abstrakt.

Ich würde also antworten: “Ich sorge dafür, dass sich alle bei Wildling wohl fühlen, egal wie alt sie sind, woher sie kommen oder wie sie aussehen. Dafür schreibe ich darüber, wie alle Menschen behandelt werden wollen, welche unterschiedlichen Erfahrungen sie so machen und rede vor allem ganz viel mit anderen in unserem Unternehmen und darüber hinaus, wie wir es noch besser schaffen dass es allen gut geht, nicht nur bei Wildling.”

Meine Rolle nennt sich “Diversity Specialist” und mit der Erklärung für 10-Jährige sind schon viele Aspekte meiner Arbeit beschreiben. Ich mache Workshops zur Einführung in das Thema Vielfalt und Diskriminierung oder zu spezielleren Themen wie inklusive Sprache. Mit Kolleg:innen aus verschiedenen Teams bei Wildling treffe ich mich regelmäßig (digital), um zu überlegen, auf welche Art und Weise wir alle Menschen bei uns mitdenken können - mit ihren Fragen, Besonderheiten, Stärken, kurz in ihrer ganzen Individualität. Denn alle sind Expert:innen ihrer selbst und was ich als weiße Person in Sachen Rassismus erlebe ist eine ganz andere Perspektive, als wenn eine Person dabei ist, die aus persönlicher Erfahrung weiß, wie sich rassistische Worte oder Handlungen anfühlen.

Mit weiteren Expert:innen außerhalb Wildlings suche ich die Zusammenarbeit in Bereichen, die wir nicht alleine stemmen können. Zum Beispiel arbeiten wir zum Thema Vereinbarkeit mit dem PME Familienservice zusammen, zum Thema Recruiting und Vielfalt mit MyUrbanology und mit der tbd*Community, um über Wildling hinaus mit anderen Firmen zusammen neue Wege mit Blick auf Diversity & Belonging zu gehen.


Warum hast du dich bei Wildling beworben?

Bevor ich bei Wildling angefangen habe, kannte ich Anna über ein Netzwerk selbstständiger Mütter. Dort präsentierte sie 2015 den Prototyp eines Wildlings. Mir gefiel die Idee und ihr Elan so gut, dass ich sie gleich für mein Blog interviewte. Anschließend verfolgte ich, wie es mit Wildling weiterging, wurde selber großer Fan und trage Wildling Schuhe seit der Crowdfunding-Kampagne, mit der alles angefangen hat. Zwei Jahre später teilte Anna dann eine Stellenausschreibung in diesem Netzwerk und ich meldete mich sofort bei ihr. Daraufhin kam es zum besagten Kaffee. Ich wollte ein Teil von Wildling sein, weil ich ahnte, dass das ein ganz besonderes Unternehmen wird.


Was hat dich bei Wildling am meisten überrascht?

Dass wir so schnell so groß geworden sind und dass das funktioniert. Zwar mit gelegentlichen Wachstumsschmerzen aber im Großen und Ganzen erstaunlich gut. Und dass sich sowohl mit Kolleg:innen, mit denen ich regelmäßig zu tun habe als auch denen, auf die man seltener trifft, meist ziemlich schnell ein Wir-Gefühl einstellt.


Zeigst du uns ein Bild, von dem Ort, wo du besonders gerne arbeitest?

Das Schöne, wenn man in einem Team arbeitet, das nicht an einem festen Ort zusammen sitzt, ist ja, dass man seinen Arbeitsplatz wechseln kann, wie man will. Auch wenn jeder Ort seine Vor- und Nachteile hat. Vor Corona hab ich sehr gerne in der Stadtteilbücherei gearbeitet. Strom und WLAN war da, wenn ich mal eine kurze Pause brauchte, stöberte ich in einem Sachbuch. Manchmal passte dann etwas gut zu dem Text, an dem ich gerade schrieb und ich konnte die Inspiration direkt in meine Arbeit einfließen lassen. Meetings sind aber in einer Bücherei nicht möglich (“Pssssst!”), genauso wenig, wie im Lieblingscafe.

Auch in unseren Kölner Co-Working-Space bin ich regelmäßig zum Arbeiten gefahren und das Treffen mit den Kolleg:innen dort und gemeinsame Kaffeeschlürfen fehlt mir grade sehr. Aktuell sitze ich also meistens zu Hause und obwohl ich einen wunderschönen Schreibtisch habe, lande ich komischerweise meist am Esstisch (und esse dann auch mehr als sonst….seltsam). Im Garten klappt das mit dem Arbeiten meist weniger gut, weil das Internet dort stockt oder die Sonne dann genau auf den Bildschirm scheint. Das war in meiner Vorstellung etwas einfacher. Egal, Hauptsache eines meiner vier Haustiere (drei Katzen und ein Hund) ist in meiner Nähe!


Eine Collage zeigt ein weißes, mit Lampions geschmücktes Haus und große Bäume vor einem Sonnenuntergang, zwei schwarze Katzen, die durch einen grünen Garten streifen sowie einen bunten Sessel vor einem Fenster mit Blick in den Garten.


Was möchtest du bei der Arbeit nicht mehr missen?

Die Flexibilität von Zeit und Ort, dass Kinderhaben Selbstverständlichkeit ist und nicht etwas, dass man bei der Arbeit “versteckt”, dass ich nicht nur als Angestellte gesehen werde, sondern als ganzer Mensch. Meine lieben People & Culture Kolleg:innen mit denen man toll gemeinsam Lachen und auch mal Weinen kann. Dass ich in vielen Bereichen Wildling als Unternehmen mitgestalten kann.


Was ist dein Lieblings-Bildschirmhintergrund?

So etwas nutze ich gar nicht.


Was war der beste Ratschlag, den du jemals bekommen hast?

Bei Wildling oder allgemein? Es gehört irgendwie zu meiner Natur, Ratschläge im Sinne von “tu dies und tu das” nicht zu mögen. Diese Art von Ratschlägen habe ich bei Wildling aber auch selten bekommen, sondern eher in Form von: “Ich würde das so und so machen” oder auch “Ich hab gute Erfahrungen mit xy gemacht”. Aber wenn es um klassische Lebensweisheiten geht, mag ich “man kann (als Einzelperson) nicht alle glücklich machen”.

Beruflich hilft mir das, weil man eben viele zusammentrommeln muss, um verschiedene Perspektiven zu verstehen und dann zu versuchen, alle “glücklich” zu machen oder zumindest ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich wohl fühlen. Und privat, weil es ganz klar nicht möglich ist, dass ich, als Melanie, alle Menschen in meinem Umfeld glücklich machen kann und muss.


Wildling Mitarbeiter:innen der ersten Stunde

Wildling wäre nicht Wildling ohne die Menschen, die Werte wie ökologische Verantwortung, Fairness und Pioniergeist mit Leben füllen. Inzwischen sind das rund 280 Mitarbeiter:innen - aber wer waren die Ersten, die in einem ganz neuen, winzigen Start-up Team die Grundsteine gelegt haben? Wie war das damals, eine neue Arbeitswelt mit zu erfinden, was hat sich verändert und wie schafft man es, auch nach Jahren noch die eigene Entdeckungsfreude wach zu halten? In einer Interview-Reihe teilen Wildling Mitarbeiter:innen der ersten Stunde ihre Erfahrungen und erzählen, wie es ihnen gelingt, auf ihrem Weg bei Wildling durch die Jahre immer ihre Ziele und Werte im Blick zu behalten.

 

Titelfoto: Sarah Pabst / Wildling Shoes