Im Hintergrund Detailansicht einer Webmaschine. Im Vordergrund der Text: "Regenerative Collective; VirgoCoop x Wildling Shoes" sowie die Logos beider Firmen und die grafische Darstellung einer Hanfpflanze.

Hanf – Gute Aussichten

Schuhe mit Hanfanteil wie das wärmende Modell Marone oder der Slip-on Kami mit seiner Einlegesohle aus Hanf-Flachs-Vlies  sind nicht nur angenehm zu tragen, sondern auch Ergebnisse von Wildlings Beschäftigung mit Hanf als regenerativem Material. Sie sind Meilensteine auf einer Reise, die noch lange weitergehen wird – und auf der wir mit VirgoCoop in großartiger Begleitung sind.

Es gibt eine ganz bestimmte Pflanze, die viel zur regenerativen Wertschöpfung beitragen kann: Hanf. Dieser wächst nämlich, mit Verlaub, wie Unkraut, in fast allen Klimazonen und kann sowohl auf Dünger als auch auf Pestizide verzichten. Noch nicht einmal besonders viel Wasser braucht die Faserpflanze, die zu Garn verarbeitet und gewebt werden kann. Zu schön, um wahr zu sein? Naja, vielleicht ein bisschen.

In Europa muss man lange suchen, bis man auf Produktionsstätten stößt, die Hanf verarbeiten – und wenn er dann auch noch in Europa angebaut sein soll, wird es erst recht schwierig. Genau das ist aber wichtig. Denn Hanf zu nutzen, der einmal um die halbe Welt reisen muss, obwohl er genauso gut vor der eigenen Haustür wachsen könnte, wäre so ziemlich das Gegenteil von Regeneration.

Schon jetzt ist europäischer Hanf in den Materialgemischen verschiedener Wildling Modelle vertreten. Langfristig möchte Wildling mit vielen anderen Partner:innen eine dauerhafte eigene Lieferkette für europäischen Hanf, der möglichst nahe an Wildling Produktionsstätten wächst, aufbauen. Wer heute ein Modell mit Hanfanteil trägt, ist damit bereits aktiver Teil einer Geschichte, die beständig weitergeschrieben wird. Und zwar so:

Kooperation für die Regeneration

Schon lange hat Wildling recherchiert – nicht nur nach verantwortungsvollen Bezugsquellen, die schnell genutzt werden können, sondern auch nach einer langfristigen Möglichkeit, die Verarbeitung von Faserhanf in Europa wiederzubeleben. Noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein war dieses Wissen auch in Europa verbreitet.

Nahaufnahme von zwei Händen, die eine Materialprobe von Hanffasern halten.

Materialprobe im Wildling Shoes Atelier, Foto: Stefano Chiolo | Wildling Shoes

Doch die Verarbeitung von Hanfpflanzen ist vergleichsweise aufwändig – und konnte im Zuge der zunehmenden Globalisierung mit der einfacher zu verarbeitenden Baumwolle preislich nicht mehr mithalten. So wurde nach und nach den Hanf aus unseren Textilien verdrängt und damit ging in Europa auch das Wissen um die Verarbeitung Stück für Stück verloren.

Bei einem ganzheitlichen Blick fällt die Bilanz des Hanfs allerdings anders aus: Wenn wir Wege finden, die unkomplizierte Pflanze wieder in Europa anzubauen und zu verarbeiten, ist das ein Schritt auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft der Textilherstellung.

Die Vision: mehr Hanf aus verantwortungsvoller Verarbeitung nutzen, die Eigenschaften der Pflanze ausschöpfen und überhaupt zur Wiedergewinnung des Wissens über die Hanfverarbeitung beizutragen.

Wir haben lange nach Partner:innen gesucht, die mit uns die komplette Lieferkette für Faserhanf hier in Europa wieder aufbauen wollen“, erzählt Kristin, die als Product Lead Sustainability an der Schnittstelle zu Produkt und Wertschöpfung arbeitet. „Schließlich sind wir auf unseren Traumpartner in Frankreich gestoßen, der unsere Vision auch teilt, das ganze Wissen wirklich breiter verfügbar zu machen: VirgoCoop.“

Aufbauarbeit

VirgoCoop ist eine Genossenschaft, die ökologisch und sozial verantwortungsvolle Projekte fördert. „Im Grunde genommen vermittelt VirgoCoop zwischen Landwirten, Spinnereien, Webereien und den weiterverarbeitenden Betrieben. Der Geschäftsführer und Mitbegründer Mathieu Ebbesen-Goudin und sein Team versuchen, von allen Ecken und Enden Leute zusammenzubringen, die die richtige Expertise haben und daran interessiert sind, mitzumachen.“

VirgoCoop funktioniert also wie ein Bindeglied zwischen allen Akteuren, die es braucht, um Lieferketten wieder aufzubauen.

Mitarbeiter:innen von Wildling Shoes und VirgoCoop stehen im Halbkreis um einen Tisch im Atelier von Wildling Shoes.

Austausch mit VirgoCoop im Wildling Atelier; Foto: Stefano Chiolo | Wildling Shoes

„Unser erstes Projekt ist die Erneuerung des Textil-, Bio- und Fairtrade-Hanfsektors in Frankreich“, erklärt Mathieu, der früher als humanitärer Helfer gearbeitet hat. Für Wildlings Vorhaben in Sachen Faserhanf spielt das Fachwissen aus seinem Netzwerk eine große Rolle. So pflegt VirgoCoop einen intensiven Austausch mit französischen Landwirt:innen, um mit ihnen Best Practices im Hand- und allgemein regenerativen Anbau zu erproben.

Riesiger Wissensschatz

Aktuell arbeiten Wilding und VirgoCoop gemeinsam an den nächsten Schritten der Zusammenarbeit. Im Moment ist ein Obermaterial aus 100% Hanf für Wildling Minimalschuhe noch nicht realistisch. Deswegen werden Beschaffungsmöglichkeiten für Mischgewebe ebenso besprochen wie die Möglichkeiten, die das Partner:innen-Netzwerk von VirgoCoop darüber hinaus eröffnet.

Die Köpfe hinter VirgoCoop haben sich über viele Jahre einen riesigen Wissensschatz erarbeitet und haben einen hervorragenden Blick für gute Aussichten, aber auch für potenzielle Hürden. Clara, Project Manager Sustainable Sourcing bei Wildling, verantwortlich für den strategischen Einkauf, sieht es so: „I love how there's this option but this problem or that option but that problem“. Wie wir es bei Wildling gewohnt sind: Herausforderungen werden sportlich genommen, denn allen Beteiligten ist klar: Gemeinsam arbeiten wir für langfristige Fortschritte in Sachen Re:generation.

VirgoCoop lotet europaweit Möglichkeiten für die Herstellung von Hanfgarnen aus. Ob eine ausschließlich in einem Land (zum Beispiel Deutschland oder Portugal, wegen der Nähe zu den Wildling Produktionsstätten) angesiedelte Lieferkette für den Faserhanf in Wildlingen sinnvoll und realisierbar ist, muss noch gemeinsam durchdacht werden.

Denn für eine stabile Lieferkette ist man immer von Drittanbietern, Weiterverarbeitenden und schließlich auch vom Vorhandensein der richtigen Maschinen abhängig. Aber am Ende steht die Vision: Wenn mehr Unternehmen an diesem Wissen teilhaben und auf Hanf in ihren Textilien setzen, könnte ein Teil der Baumwollproduktion durch Hanf ersetzt werden. Wäre das nicht eine gute Aussicht?

Titelbild: Wildling Shoes