Wenn man die knarzende Tür zum Bürsten Nickles in Bamberg öffnet, wird man in eine andere Zeit zurück geworfen. Der Duft von Holz begrüßt einen und man fragt sich kurz, ob man in einer Puppenstube oder einer Filmkulisse gelandet ist. An den Wänden hängen und stehen Bürsten aller Art: Spül-, Schuh- und Kleiderbürsten, Besen und Handfeger ... Fotos an den Wänden sind stille, aber aussagekräftige Zeugen der langen Geschichte dieses Familienunternehmens.
Kilian Schumm hat das Geschäft, seit über 100 Jahren im Besitz der Familie, ins 21. Jahrhundert und ins Internet gebracht. Handeingezogene Bürsten aus der eigenen Werkstatt werden hier verkauft - dabei hat Kilian eigentlich Diplom-Informatik studiert.
Warum er seine jetzige Tätigkeit trotzdem nicht missen möchte, erzählt er Christina von Team Wildling, die mehr oder minder neben dem kleinen Laden wohnt:
Wer bist du und was liebst du an dem, was du tust?
Ich bin Kilian Schumm und in der vierten Generation Inhaber von Bürsten Nickles.
Meine Arbeit hier ist unglaublich abwechslungsreich. Kein Tag gestaltet sich wie der andere. Ich verbringe meine Zeit zwischen der eigenen Werkstatt und dem Verkauf im Laden. Meine Frau hat ihre Floristik-Werkstatt in diesen Räumlichkeiten und meine Mutter arbeitet hier im Laden mit. Bürsten Nickles ist also nicht nur aus historischer Perspektive ein Familienunternehmen.
Was ist dein Lieblingsmaterial?
Ich liebe Holz, es ist ein so vielseitiger Werkstoff mit einzigartiger Haptik und es ist ein langlebiger Rohstoff.
Ziegenhaar ist zwar schwer zu verarbeiten, aber es ist unglaublich weich und nimmt Staub gut auf. Insgesamt ist mir die Langlebigkeit und Hochwertigkeit der verwendeten Materialien wichtig, auch im Sinne der Nachhaltigkeit.
Was bedeuten dir Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung?
Ich bin überzeugt, dass jeder einen Beitrag dazu leisten kann durch ein bewusstes Leben zum Beispiel der Klimaveränderung entgegen zu wirken. Für mich als Unternehmer bedeutet es ganz konkret, dass ich meine Produkte nach Kriterien wie Hochwertigkeit und Langlebigkeit herstelle. Was lange hält und nicht kaputt geht, muss nicht ersetzt werden und das spart Ressourcen. Meine Zulieferer und Geschäftspartner suche ich danach aus, ob sie diese Werte mit mir teilen. Das gilt natürlich auch für alle, die mit an den Pumbaa Bürsten für Wildling beteiligt sind!
Ich benutze ausschließlich FSC-zertifiziertes Holz für die Bürsten. Verpackung versuche ich, so gut es geht, zu vermeiden. Meine Kunden machen da netterweise mit, sie kommen oft mit eigenen Stofftaschen und Körben und legen den Weg hierher zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. Deswegen freue ich mich auch sehr über die zentrale Lage meines Ladens in der Altstadt.
Was war das Wildeste, was du je gemacht hast?
(Kilian denkt lange nach, dann fängt sein Gesicht an zu strahlen und er erzählt:)
Kurz nachdem ich mich entschieden hatte, Bürsten Nickles wieder mit eigener Werkstatt fortzuführen, kam unsere Tochter auf die Welt. Wir hatten also die echte Baustelle, der Laden hier war ein Rohbau ohne Fenster, und das Projekt Familie.
Meine Tochter wird in diesem Laden groß und will alles entdecken. Kind und Geschäft, das waren zwei wunderbare “Baustellen” auf einmal.
Welche kindliche Eigenschaft hast du dir bis heute bewahrt?
Meine Neugier! Ich probiere immer etwas Neues und suche die Abwechslung. Ideen probiere ich aus und setze sie einfach mal um. Ich meine, ich habe ein Diplom in Informatik und bin jetzt Bürstenmacher! Wenn mich etwas antreibt, dann die Neugier, ja.
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Ganz allgemein: Gesundheit, Zufriedenheit und Glück - für meine Familie, für alle. Konkret für mich und das Geschäft: Dass nach dem Umbau von Laden und Werkstatt etwas Ruhe hier einkehrt und wieder mehr Zeit für’s Handwerk selber bleibt. Ich würde gerne unsere Eigenmarke weiter ausbauen, damit jede unserer eingezogenen Bürsten als handgemachtes Unikat erkennbar ist.
Vielen Dank, lieber Kilian, ganz besonders für deine Schuhbürsten, die ein wunderbares Produkt für unsere Wildlinge sind!
Anna, Ran & Team Wildling
