Jeden Adventssonntag stellen wir auf dem Blog einen unserer Werte vor. Diesmal “Neue Wege gehen und Inspiration bieten”.
Denn mit Wildling wollen wir nicht nur Schuhe neu denken, sondern auch Unternehmertum und Arbeitsweisen. Remote Work ist wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur und das ist nicht das Einzige, was wir bei Wildling anders machen als viele Unternehmen. Genau um dieses „anders“ geht es auch in dem Buch, für das Anna Yona ihre Erfahrungen mit der Gründung von Wildling teilte.
Neben weiteren, inspirierenden Frauen erzählt Anna davon, wie sie mit ihrem Mann Ran und den drei kleinen Kindern Wildling gründete, was sie dabei motivierte und wie sie innerhalb kurzer Zeit ein Team von über 100 Leuten aufbaute und mit in die Managementprozesse involvierte.
Foto: Peter Jeschke
Starting a Revolution: What we can learn from female entrepreneurs about the future of business
Naomi Ryland und Lisa Jaspers, die Autorinnen des Buches, sind selbst Gründerinnen. Als Angestellte erlebten sie Stress, unfreundliche Chef_innen und das deprimierende Montagsgefühl. Als sie selber gründeten, hatten sie also eine gute Vorstellung davon, wie sie es besser machen wollten. In der Praxis aber war das gar nicht so einfach. Schnell war da das Gefühl, in alte Muster zu verfallen und die gleichen Fehler zu machen, wie die ehemaligen Chef_innen.
Sie stellten fest, dass es an Vorbildern und Best Practice Beispielen fehlte und so suchten sie nach Inspiration von Frauen, die selber gegründet haben und statt business as usual neue Wege gehen.
“Wir interviewen einige der progressivsten Unternehmerinnen weltweit und laden Euch ein, durch unser Buch "Starting a Revolution" radikal andere Management-Ansätze und Erfahrungen kennenzulernen.”
Wir lernen in dem Buch so tolle Personen wie Dame Stephanie kennen, die schon in den 1960er Jahren weibliche Programmiererinnen einstellte, die von Zuhause aus arbeiten konnten und am Gewinn beteiligt wurden. Wir lesen, dass es viel Arbeit an sich selbst bedarf um ein Unternehmen zu gründen und viel Mut, Fehler zu machen und darüber zu reden.
Ein Buch, das sich nicht nur an angehende Gründer_innen richtet, sondern an alle, die glauben, an unserer derzeitigen Arbeitswelt müsse sich was ändern.
Foto: Victoria Kämpfe
Vorbilder für eine bessere Arbeitswelt
Wildling: Wer seid ihr und was liebt ihr an dem, was ihr tut?
Lisa: Ich bin Lisa und habe mit einem Mitgründer Folkdays gegründet. Folkdays ist ein Fair Trade Label und unser Ziel ist es, Fair Trade für eine Zielgruppe zugänglich zu machen, die traditionellerweise eher nicht Fair Trade kauft, nämlich junge Menschen. Für die ist das ja meistens mit Omis verbunden, die im Eine Welt Laden einkaufen. Wir wollen also junge, designaffine Menschen ansprechen und arbeiten dafür mit Kunsthandwerkern aus insgesamt 28 Entwicklungsländern zusammen. Die produzieren alles von Textilien über Interior, Körbe, Schmuck, was das Design Herz begehrt. Das ist online zu kaufen in unserem Shop oder in unserem Laden im schönen Berlin Kreuzberg.
Naomi: Ich bin Naomi und habe vor ungefähr fünf Jahren tbd* gegründet. Tbd* ist eine digitale Anlaufstelle für Menschen, die im Beruf was Gutes tun möchten, also die Welt verändern wollen. Im besten Falle zum Guten. Auf der Plattform findet man ganz viele Jobs bei sozialen, nachhaltigen Unternehmen und NGOs, aber mittlerweile auch im Privatsektor, und Firmen sind dort, die erkannt haben, dass sie nicht nur profitorientiert sein wollen. Man findet auch Interviews mit spannenden Menschen aus den Bereichen, relevante Vorträge, Workshops, Konferenzen und viele News und Trends. Wir haben tbd* damals gegründet, weil es keinen Ort gab, an dem solche Menschen Zuhause sind. Menschen, die gerne Karriere machen wollen aber nicht bei rein profitorientierten Unternehmen. Die finden hier alle Infos, die man dafür braucht.
Lisa und ich haben außerdem zusammen dieses Buch raus gebracht. Das ist aktuell unsere große Liebe. In diesem Buch geht es darum, dass wir eine Revolution starten wollen in der Startup Welt. Weil wir selber die Erfahrung gemacht haben, dass einige Strukturen nicht zu uns und unseren Werten passen und wir andere Vorbilder brauchen, die zeigen, wie das gehen kann. Wir haben uns auf die Suche nach diesen Vorbildern gemacht, weiblichen Vorbildern, die anders ticken als die meisten Unternehmer_innen in der Startup Welt. Und die präsentieren wir in diesem Buch.
Wildling: Was war das Wildeste, was ihr je gemacht habt?
Lisa: Beruflich oder privat? Ich hab meinen Mann nach drei Wochen Beziehung gefragt, ob er mich heiraten will. Da war ich 20. Und er hat Ja gesagt (lacht).
Naomi: Ich bin gerade nach Stockholm gezogen, ohne dort vorher je gewesen zu sein. Und natürlich dieses Buch herauszubringen, das hat viel Mut erfordert …
Lisa: ... und war auch ganz schön wild!
Wildling: Welche kindlichen Eigenschaften habt ihr euch bis heute bewahrt?
Lisa: Ich hab die Kreativität ein bisschen aus der Kindheit gerettet. Ich war vor Folkdays als Beraterin in einem ganz anderen Bereich tätig, bis ich gemerkt habe, dass ich kreativ bin und das eigentlich liebe. Das darf ich jetzt in meinem Unternehmen ausleben.
Naomi: Ich glaub, bei mir ist es die Naivität. Die hat es mir erlaubt, ein Unternehmen zu gründen ohne wirklich Ahnung zu haben von dem, was ich mache. Dieses Vertrauen darauf, dass schon alles gut gehen wird.
Wildling: Was wünscht ihr euch für eine nachhaltige Zukunft?
Lisa: Ich glaube, da kann man auch gut auf unser Buch Bezug nehmen. Wir würden uns wünschen, dass viel mehr Menschen ihren Job lieben und wissen, warum sie ihre Arbeit tun. Und nicht jeden Montag denken: Orr schon wieder eine Woche rumkriegen. Ich bin der festen Überzeugung, wenn jede_r seinen Job gerne machen würde, dann wäre die Welt ein besserer Ort. Weil man weniger konsumieren müsste, weil man viel weniger aggressiv wäre, weil das eigene Ego weniger gestillt werden müsste, wenn man seinen Sinn oder seine Aufgabe im Leben hat und man man selbst sein kann - das ist das, was ich mir wünschen würde.
Naomi: Ich wünsche mir, dass alles diverser wird, mehr Frauen in Führungspositionen kommen, aber auch andere, aktuell unterrepräsentierte Minderheiten. Davon könnten wir profitieren, in der Wirtschaft, in der Gesellschaft. So könnten wir bessere Ideen entwickeln, wie wir alle ein besseres Leben haben können.
Wildling: Tolles Schlusswort und danke für das Interview!
Run wild!
Titelbild: Victoria Kämpfe